Die Glocken des Frühlings

Fröhliches Frühlingsmärchen – Überall klingen und bimmeln und läuten kleine und große Glöckchen im Land. Psst! Lausche!

„Wir sind die Glocken des Maienmonats“, klingbimmelten die Maiglöckchenglöckchen. „Wir sind die schönsten Frühlingsglöckchen. Unsere Blüten und unseren Duft mögen die Menschen am liebsten leiden. Klingbim.“
„Halt! Haltet ein!“, riefen die Schneeglöckchen. „Uns solltet ihr nicht übersehen. Die ersten Glöckchen im Jahr sind wir und weil wir als erste unsere Blütenköpfe öffnen, freuen sich die Menschen über uns am allermeisten. Klare Sache.“
„Und über uns! Vergesst uns, die Märzenbecher nicht“, riefen die Märzenbecher.
„Alles Unsinn“, widersprachen die Osterglocken. „Wir sind die schönsten und besten und duftigsten Frühlingsblütenglocken. Wie es der Name schon sagt, nennt man uns nicht umsonst Osterglocken. Wir öffnen zum wichtigsten Fest im Jahr unsere Blüten und wir sind es, die die Menschen an Ostern und ans Innehalten erinnern.“ Und nach einer kleinen Pause fügten sie hinzu: „Außerdem haben unsere Blüten die größten Glöckchen. Also bitte! Habt ihr noch Einwände?“
Die Maiglöckchen, Schneeglöckchen und Märzenbecher schwiegen. Was sollten sie da auch antworten?
„Angeber“, maulte ein Schneeglöckchen. Aber es brummelte nur ganz leise.
„Wir aber feiern den Mai, der Menschen liebster Monat“, wehrten sich die Maiglöckchen.
„Und wir den März, den ersten Monat des Frühlings. Deshalb tragen wir auch seinen Namen.“
„Ha!“, will die Osterglocke auftrumpfen. „Wir aber …“
Sie kam nicht weiter, denn von weither erschallte ein lieblich helles Glockenklingen, das in einer fröhlichen Melodie mündete.
„Frühling ist’s, wir tragen in der Hand sein blütenhelles Band und öffnen Stück für Stück das blaue Himmelsglück.“
Es waren die Schlüsselblumen, auch Himmelsschlüssel genannt, die dem Frühling ihr Begrüßungslied sangen. Ein Lied, so glockenhell und fröhlich rein, dass die anderen Blümchen keine Lust mehr hatten, darum zu streiten, wer das erste, beste, schönste, hellste, größte sei. Es war nicht wichtig.
„Frühling ist’s. Jaja. Mit uns ist er nun da“, sagte die große Osterglocke, die gerne das letzte Wort behielt. Dann stimmte auch sie in den Chor der Frühlingsblumen mit ein. Singen war besser als streiten. Und so sangen und bimmelten sie mit ihren Glöckchen, bis auch der letzte Schläfer nun endlich aufwachte.

„Was für ein Lärmen“, sagte die große Kirchenglocke. „Man kann sich gar nicht auf seine Arbeit konzentrieren und anständig läuten. Ständig dieses Blütengebimmel ringsum.“
„Jaja“, bimmelte das kleine Turmglöckchen, auch Himmelsglöckchen genannt. „Im Frühling geht es immer am fröhlichsten zu.“
Es machte eine kleine Pause und dachte daran, wie sehr es sich seit vielen hundert und mehr Jahren jedes Jahr aufs Neue auf die vielen kleinen hellen Blütenglöckchentöne freute und fügte schnell hinzu:
„Es ist die allerschönste Zeit im Jahr. Denn singe, wem Gesang gegeben.“
Dem hatte die große Glocke dann auch fast nichts mehr hinzuzufügen.
„Recht hast du, kleine Himmelsglocke. Klinge, wem Geklang gegeben“, rief sie und schwang ihren großen Glockenkörper wieder langsam hin und her.
Ding. Dong. Dong.

© Elke Bräunling

 

Hier erzählt dir Regina Meier zu Verl diese Geschichte. Hab Freude damit!


Frühlingsglöckchen, Bildquelle © Soorelis/pixabay

 

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