Goldnüsschen für die Tiere im Wald
Herbstmärchen für Kinder – Als es im Herbstwald wahrlich golden wurde
Da blinzelte etwas golden in dem hohen, weichen Teppich aus buntem Herbstlaub. Was war das? Ein besonders schönes goldgelbes Herbstblatt?
Der kleine Rabe, der Glanz und Glitter über alles liebte, verließ seinen Platz in der fast kahlen Buche. Dieses „Glitzerblatt“ wollte er sich doch mal näher ansehen. Vielleicht konnte er es ja brauchen?
Er landete neben dem Laubhaufen und näherte sich vorsichtig dem Glitzerding, das aber gar nicht wie ein Blatt aussah, es war viel dicker und es leuchtete zauberschön.
Der kleine Rabe hielt inne. Das war etwas ganz Besonderes. Er sah es. Und er spürte es. Sein ganzes Federkleid zitterte und schillerte auf einmal in einem goldenen Schein. Und sein kleines Rabenherz, das pochte laut und lauter. Es war ein schönes Pochen. Ein sehr schönes.
„Wer bist du und woher kommst du?“, fragte der kleine Rabe. „Ich habe noch nie etwas so Zauberhaftes wie dich gesehen.“
„Ich auch nicht! Oh, wie ist das schön!“
Das Eichhörnchen hatte sich neben ihm niedergelassen. Vorsichtig stupste es das goldene Ding mit seinen Pfötchen. Es bewegte sich nicht, aber das Fell des Eichhörnchen schimmerte nun auch in einem hellen, funkelnden Gold.
„Wie verzaubert seht ihr aus!“, rief eine Stimme von weiter weg.
Es war das scheue Reh, dass sich nicht näher heran traute. Aber es war auch neugierig und wollte auch ein bisschen leuchten.
„Was ist das?“, fragte es mit Ehrfurcht in der Stimme und spürte, wie seine Beine schon zu leuchten anfingen. „Ein Menschending?“
„Menschen?“ Der Rabe lachte. „Ich kenne keinen Menschen, der etwas so zum Leuchten zu bringen vermag.“
„Doch, doch!“, widersprach das Eichhörnchen. „Die Kinder, die in unserem Wald manchmal spielen, die können das. Ganz bestimmt. Sie leuchten auch, irgendwie.“
„Kinder sind toll!“, krächzte der Rabe. „Und du hast recht, Eichhorn, auch wenn ich das nicht gern zugebe. Kinder leuchten!“
„Eigentlich bin ich hier für’s Spinnen zuständig“, merkte die Spinne an, die gerade an einem großen Netz arbeitete.
Auch schon funkelte sie mitsamt ihrem Netz in den wundersamen Goldtönen.
Die Tiere sahen sich an und lächelten. Da war ein Gefühl, das sie alle miteinander verband, und das war schön.
„Spinne nur weiter!“, lachte das Reh, das nun gar nicht schüchtern war. „Schön siehst du aus, Spinne.“
„Dieses Ding tut uns gut, scheint mir“, meinte der Rabe. „Wir sollten öfter hier zusammenkommen.“
„Das ist eine wunderbare Idee“, meinte das Eichhörnchen und verteilte zur Feier des Tages eine Runde Haselnüsschen.
„Schaut nur, Goldnüsschen sind es!“, riefen die Tiere.
Tatsächlich. Die Haselnüsse glichen auf einmal goldenen Kügelchen.
Die Tiere staunten und freuten sich sehr, auch wenn sie die Nüsschen nicht zu naschen wagten, selbst das Eichhörnchen nicht. Sie waren ihnen zu wertvoll, um einfach angeknabbert und aufgegessen zu werden.
Leider verloren sie sie später immer wieder im Wald, an Wegrändern und unter Bäumen. Das war nicht schlimm, denn sie trafen sich nun jeden Tag bei dem goldenen Ding, das im Weg feststeckte, und jeden Tag verteilte das Eichhörnchen goldene Nüsschen oder Bucheckern oder Kastanien, sehr zur Freude der Kinder, die danach überall im Wald nun suchten.
Das goldene Ding, das nichts anders als der Zacken eines Sternchens war, blieb noch lange im Wald und bereitete allen viel Freude. Eines Tages aber war es mit dem ersten Schnee verschwunden.
Wohin es wohl nun gereist sein mochte?
© Elke Bräunling
Haselnüsschen, Bildquelle © zoosnow/pixabay