Das Spukhaus mit dem Hinkelstein

Kindergeschichte – Ein seltsamer Stein steht im Garten des neuen Hauses, in dem Lena und Leon nun wohnen werden

Lena und Leon ziehen um. Aufs Land in ein altes Bauernhaus. Ihre Angst, in dem kleinen Dorf keine Freunde zu finden, ist unbegründet. Bereits am Umzugstag kommen die Nachbarkinder Florian, Paule und Marie und helfen beim Kistentragen und Proviant aufessen.
„Habt ihr keine Angst, in dem Spukhaus zu wohnen?“, will Florian auf einmal wissen.
„Spukhaus?“ Erschrocken starren Lena und Leon die neuen Freunde an.
„Klar“, sagt Marie. „Der Hinkelstein in eurem Garten ist früher einmal ein Zauberort der Kelten gewesen. Der Geist des Oberzauberers geht dort heute noch manchmal durch den Garten und heult.“
„Also, ich würde die Fenster und Türen besser immer fest zuschließen“, rät Paule. „Sonst verzaubert euch dieser Keltenkerl.“
„Huch!“ Lena würde am liebsten alle Sachen wieder aus dem Spukhaus zurück in den Umzugswagen tragen. Furchtsam blickt sie zu dem Stein hinüber, der alt und verwittert im Garten auf der Wiese steht.
„W-w-wie alt ist dieser Geist eigentlich?“
„Och! Mindestens 2000 Jahre oder so.“
„So alt?“, staunt Leon. „Und hat er schon viele Leute verzaubert?“
Die Kinder zucken mit den Achseln. „Keine Ahnung. Aber bestimmt all die, die den Hinkelstein angefasst haben.“
Uih! Lena und Leon nehmen sich vor, diesem grausigen Stein nicht zu nahe zu kommen, und am Abend bitten sie Papa, die Fensterläden und Türen sorgsam zu schließen.
„Nimmst du morgen diesen Zauberstein aus dem Garten weg?“, fragt Lena.
„Aber du darfst ihn nur mit Handschuhen anfassen. Der Stein ist gefährlich“, fügt Leon hinzu.
Papa äugt die beiden misstrauisch an. „Steine sind nicht gefährlich, und unseren Stein im Garten finde ich sehr hübsch. Er ist ein Findling, so wie die Hinkelsteine bei Asterix.“
Da erzählt Leon Papa von dem Keltengeist, der bei dem Stein wohnt und grausig zaubern kann.
„Ach, so ist das“, sagt Papa. „Na, ich werde mit diesem ollen Kelten mal ein Wörtlein reden. Und nun schlaft! Ich passe gut auf euch auf.“
Trotz aller Geisterfurcht schlafen Lena und Leon in dieser Nacht tief und traumlos.
„Hast du mit dem Geist gesprochen?“, fragt Lena am nächsten Morgen.
Papa nickt. „Es war ein interessantes Gespräch“, bestätigt er. „Bei Gelegenheit werde ich euch mit ihm bekannt machen. Aber zuerst packen wir alle Umzugskisten aus, und am Abend machen wir ein großes Einweihungsgartenfest mit allen Leute aus dem Dorf.“
„Im Dunkeln?“, fragt Lena. „Oh, da werden Florian, Paule und Marie bestimmt nicht kommen. Wegen dem Keltengeist.“
„Den habe ich auch eingeladen“, sagt Papa und lacht.
Die Geschwister sehen sich besorgt an. Was wird da passieren?
Nichts passiert. Es wird ein tolles Fest. Auch ihre neuen Freunde sind gekommen, ja, und auch der Keltengeist ist auf einmal da und tanzt mit schaurigem Gesang um den Hinkelstein. Als es gerade am gruseligsten ist, fängt er an zu lachen.
„Haha! Lasst euch von vier Lausekindern keinen Bären aufbinden, huahaha! Und einen Kelten auch nicht …“ Es ist Papa, der den Geist spielt und lacht. „Kelten“, erklärt er später, „hat es hier nie gegeben. Klar?“
Lena und Leon atmen auf. „Klar“, antworten sie, und alle Gäste lachen.
Nur einer nicht. Florian. „Aber wisst ihr auch, dass in eurem Haus mal eine Giftkräuterhexe gewohnt hat?“, fragt er und läuft wie von hundert und mehr Geistern gejagt davon.

© Elke Bräunling


Im Garten, Bildquelle © Pezibear/pixabay

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