Der kleine Bär und der Weihnachtswichtel
Adventsmärchen für Kinder – Einen Weihnachtsmarkt hat der kleine Bär noch nie kennen gelernt. Aber kann er das, was ihm der fremde Wichtel über die Menschen auf dem Weihnachtsmarkt erklärt, wirklich für bare Münze nehmen?
„Was immer das auch ist“, sagte der kleine Bär. „Es gefällt mir!“
Er saß am Fuße der Burgruine und schaute hinunter zum Marktplatz der kleinen Stadt. Der war bunt geschmückt mit einer Lichtertanne, bunten Buden und einem Karussell mit weißen Pferden. Vor dem Rathaus standen festlich gekleidete Frauen und Männer mit Blasinstrumenten, daneben hatte sich der Drehorgelmann aufgestellt. Abwechselnd schickten sie Musik über den Platz in die Stadt und in den Wald hinauf.
Schön war das! Der kleine Bär wusste nicht, wohin er zuerst schauen und lauschen sollte. So viel los war dort unten! Von allen Seiten kamen Menschen. Sie lachten, unterhielten sich und hatten Spaß mit den Buden, dem Karussell und der Musik. Sie aßen und tranken und sangen Lieder. Und überall glitzerte und schimmerte es.
Der kleine Bär staunte. „Was ist das?“, brummte er. „Was feiern die Menschen?“
„Das ist ein Weihnachtsmarkt“, antwortete eine Quäkstimme neben ihm. „Es ist Advent und die Menschen freuen sich.“
„Freust du dich auch?“ Der kleine Bär sah den fremden kleinen Kerl erstaunt an. Witzig sah der aus in seinem erdbraunen Gewand, der Mütze mit dem kleinen Glöckchen und dem Rucksack, den er auf dem Rücken trug.
„Aber klar doch!“ Das Männlein richtete sich auf und war auf einmal fast so groß wie der kleine Bär. „Ich bin ein Kind dieser Zeit, äh, ich meine, ich bin ein Zwerg dieser Zeit. Weil ich nämlich ein …“ Er klopfte sich stolz auf die Brust. „…ein Weihnachtszwerg, äh, ein Weihnachtswichtel bin.“
„Ach so!“ Der kleine Bär, der sich darunter nichts vorstellen konnte, nickte. „Und was macht ein Weihnachtswichtel so?“
„Wichteln! He he“, kicherte der Wichtel. „Den Menschen Freude bereiten. Dafür sorgen, dass sie sich freuen. Weihnachtsfreude bringe ich ihnen.“
Wieder nickte der kleine Bär. „Prima!“, sagte er dann. „Ich will auch Weihnachtsfreude bringen. Jawohl. Ich bin ein Weihnachtsbär und gehe jetzt dort hinunter und feiere auch dieses bunte Fest und ich werde ..“
„Sie werden sich vor dir fürchten, kleiner Bär“, unterbrach ihn der Wichtel.
„Heute auch?“ Die Angst der Menschen hätte der kleine Bär doch beinahe vergessen. „Aber Schmusebären lieben sie“, knurrte er. „Ich bin auch sehr lieb.“
„Hoho! Das weiß nur keiner!“, lachte der Wichtel.
„Dann sag du es ihnen!“ Flehentlich sah der kleine Bär den Wichtel an. „Nur ein einziges winziges Mal möchte ich dieses Weihnachten feiern. Nimm mich mit! Bitte!“ Er überlegte kurz, dann fuhr er fort: „Sag den Menschen, ich sei ein Schmusebär.“
„Hm!“ Der Weihnachtswichtel sah den kleinen Bären prüfend an. Dann kramte er in seinem Rucksack, kicherte und sagte: „Ich könnte dich in einen weihnachtlichen Schneebären verwandeln. Das funktioniert nur, wenn du still hältst. Weihnachtsschneebären bewegen sich nämlich nicht.“
„Das tun Plüschbären auch nicht“, brummte der kleine Bär.
„Du musst auch lächeln. Lieb lächeln“, fuhr der Wichtel fort und lächelte.
Der kleine Bär zögerte. Doch er wollte wirklich zu gerne bei den Menschen sein. Und bei diesem bunten Fest.
„Einverstanden. Ich werde mich nicht bewegen und ich werde lieb lächeln. Und nun lass uns gehen!“
„Aber ja doch, aber klar doch.“ Wieder kicherte der Wichtel und es klang, fand der kleine Bär, irgendwie sehr übermütig.
Daran erinnerte er sich auch wenig später, als er, mit Schneepuder bestreut, Adventsschmuck um den Hals und einem Adventskranz auf dem Kopf reglos auf dem glitzerhellen Weihnachtsmarkt neben einer Würstchenbude saß und lieb lächelte und lächelte und … und sich dabei fest vornahm, künftig dieses ‚Weihnachten’ lieber mit seinen Freunden im Wald zu feiern.
© Elke Bräunling
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Kleiner Bär, Bildquelle © wnk1029/pixabay