Mia und der Wetterzauberer

Wettermärchen für Kinder – Schlechtes Wetter und der Zauberer mit der goldenen Sonnenspitze

Seit zwei Wochen ist der Himmel trüb und grau, und genauso trüb sind die Gesichter der Leute. Auch Mia sitzt schlecht gelaunt auf ihrer Schaukel im Garten und schaukelt heftig hin und her. Es ist, als wolle sie sich zum Himmel hinaufschwingen und die Sonne suchen.
„Hallo, Sonne, wo bist du?”, ruft sie.
„Hey, nicht so wild!”, unterbricht sie da eine Stimme. „Mir wird schwindelig.”
Mia erschrickt. „Bist du es, Sonne?”
„Nein, ich bin´s, der Wetterzauberer. Der Himmel bewahre, dass die Sonne mich entdeckt. Rösten würde sie mich und grillen und quer durch die Wüste jagen und … Hoppala!”
Der Fremde, ein kleines Männchen in einem glitzerhellen Umhang und einer Strahlenkrone auf dem Kopf, regt sich so auf, dass er sich nicht länger in der Baumkrone halten kann. Mit einem Plumps landet er neben Mia auf der Schaukel.
„Was machst du hier, Wetterzauberer?”, fragt Mia. „Und warum zauberst du uns kein Sonnenwetter?”
Der Fremde seufzt. „Man hat die goldene Sonnenspitze an meinem Wetterstab gestohlen. Seither kann ich die Wolken nicht mehr wegzaubern. Huhuu!” Der kleine Kerl fängt an zu weinen. „D-die Sonne wird mich rösten, grillen und …”
„Das hast du schon gesagt”, unterbricht Mia den Fremdling schnell. „Sag mir lieber, was mit deiner goldenen Sonnenspitze passiert ist.”
Da erzählt der Wetterzauberer, wie ein Vogel gekommen ist und nach seinem Wetterstab gepickt hat.
„Fast hätte er ihn geschnappt, doch ich konnte meinen Stab dann doch noch festhalten. Fast. Die goldene Sonnenspitze nämlich hat er mitgenommen, dieser Schurke.”
Erregt deutete das Wettermännlein auf die Bäume ringsum.
„Hier muss der Dieb sein Nest haben. Seit zwei Wochen suche ich ihn, doch ich kann ihn nicht finden. Huhuuu!”
„Aber du bist doch ein Zauberer”, sagt Mia. „Zaubere dir den Vogel mitsamt der Sonnenspitze einfach herbei!”
„Ich bin doch kein Vogelzauberer!” Empört sieht das Männlein Mia an. „Ich kann Wetter zaubern, aber ohne meine funkelhelle Sonnenspitze zaubert mein Wetterstab nur trübe Wolken. Ist das nicht ärgerlich?”
„Sehr ärgerlich”, sagt Mia.
Dann hat sie eine Idee. Sie wickelt einen Streifen Kaugummi aus und heftet die Silberfolie an die Spitze des Stabes.
„So, nun zaubere!”
„Wirklich?”, fragt das Wettermännlein. Dann stellt es sich auf den Rasen und sagt seinen Zauberspruch auf:
„Silberhell und funkenklar. Sonnenstrahlen immerdar. Abraxabra, brorom! Sonne! Eile! Komm!”
Im gleichen Augenblick kommt eine Elster schnurstracks auf ihn zugeflogen und will nach dem Wetterstab picken.
„Pass auf!”, kann Mia gerade noch rufen.
Dieses Mal aber hält der Wetterzauberer den Stab noch fester. „Bring mir meine Sonnenspitze zurück!”, ruft er erregt.
Die Elster aber gibt nicht auf. Immer wieder umkreist sie den kleinen Zauberer.
„Juchhu!”, ruft Mia. „Ich weiß, wo wir deine Sonnenspitze finden.”
Sie kennt diese Elster nämlich. Es ist die gleiche, die Mamas Ring stibitzt und in ihrem Nest im Nussbaum vor dem Badezimmerfenster versteckt hat.
Schnell saust Mia ins Haus, zieht den langen Bambusstab aus der Gummibaumpflanze, lehnt sich aus dem Fenster und stochert mit dem Stab im Elsternest herum. Viele Glitzergegenstände fallen vom Nest auf die Terrasse hinunter. Auch die Sonnenspitze des Wetterzauberers!
„Juchhu!”, ruft Mia wieder und eilt zu dem Wettermännlein zurück. Sie setzt die Sonnenspitze auf den Wetterstab, ja, und schon lugen erste Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke.

© Elke Bräunling


Sommerwetter, Bildquelle © jill111/pixabay

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