Das Zauber-T-Shirt

Fröhliche Kindergeschichte – Von T-Shirts, die im Kaufhaus auf dem Wühltisch liegen und sich langweilen

„Nimm mich mit!“, rief das T-Shirt Robin im Supermarkt zu.
Robin erschrak. War hatte da gesprochen?
„Ich! Hörst du? Ich bin es!“ Wieder diese Stimme. Sie kam vom Wühltisch von dem Stapel mit den hässlich schimmelblauen T-Shirts.
Robin, der eigentlich für Mama eine Rolle Haushaltspapier holen sollte, blieb stehen.
„Wo bist du und wer bist du?“, fragte er.
„Na hier. Auf diesem entsetzlich langweiligen Tisch.“
Robin guckte. Da war nichts außer diesen hässlichen T-Shirts. Er zögerte.
„Ja, du siehst richtig!“, rief die Stimme. „Ich bin eines dieser entsetzlich langweiligen, hässlichen T-Shirts. Komm nur näher! Fass mich an!“
Hm. Eigentlich hatte Robin mit hässlichen T-Shirts nichts am Hut. Wer kaufte dieses Zeugs auch? Aber ein T-Shirt, das sprechen konnte, interessierte ihn. Er griff in den Berg mit den Shirts und wollte das oberste zu sich herunter ziehen.
„Halt! Falsch!“ Wieder diese Stimme. „Hier unten liege ich. Unter diesem Stapel mit den schimmelblauen Kollegen. … Äh! Wer kauft heutzutage schimmelfarbene Hemden? Kannst du mir das sagen?“
„Ich mag sie nicht“, sagte Robin. „Und ich würde sie auch nie kaufen.“
„Aber mich. Mich kaufst du. Versprochen?“
„Kaufen? Ich? Dich?“ Robin war entsetzt. Nie würde er sein kostbares Taschengeld für ein langweiliges T-Shirt ausgeben. „Ich brauche kein T-Shirt.“
„Mich brauchst du!“, drängelte die Stimme. „Weil ich ein Zaubershirt bin.“
„Ein Zaubershirt?“ Robin kicherte. „Was zauberst du denn?“
„Die Tage?“, antwortete das seltsame Zauberding. „Ich zaubere dir die Tage und trage sie auf meiner Brust und auf meinem Rücken.“
„Hä?“ Robin verstand nicht.
Das T-Shirt wurde ungeduldig.
„Na. Die Tage halt. Wenn du Geburtstag hast, trage ich in großen, fröhlichen, bunten Buchstaben das Wort Geburtstag. An deinem Namenstag steht Namenstag auf meiner Brust, an Weihnachten Weihnachten, an Ostern Ostern, an Ferientagen kannst du Hurra Ferien bei mir lesen undsoweiter. Für viele Tage, die auch Festtage sind, habe ich einen anderen Namen.“
„Wow!“ Robin staunte. „Und welchen Namen trägst du an Nichtfesttagen.“
Robin!“, antwortete das T-Shirt. „Nur Robin. Ich kann mich dann aber auch Hurra, Robin! oder Cool, Robin! oder Robin, mein Held nennen. Ganz wie du es wünschst.“
„Cool!“ Robin war beeindruckt. „Ich glaube, du solltest mit mir kommen.“
„Sage ich doch die ganze Zeit.“ Die Stimme des unsichtbaren T-Shirts klang quengelig nun. „Dein kostbares Taschengeld bin ich es wert. Allemal.“
Robin nickte. Ja, so ein cooles Zaubershirt gab es wirklich nicht jeden Tag.
„Okay. Gekauft!“, sagte er. „Aber welches von diesen grässlich hässlichen Shirts bist du?“
„Na, das da! Unter den Schimmelshirts.“
„Okay!“ Robin zog das Shirt, das reden und zaubern konnte, unter dem Stapel hervor. Es war … pink. Mädchenpink.
Robin stöhnte.
„Versprochen ist versprochen“, sagte das Shirt.
Robin war erschrocken. „Ich kann doch nicht ein pinkfarbenes Mädchen-T-Shirt …“
Er verstummte.
Tragen. Das wollte er sagen, aber er war ja gar nicht mehr im Supermarkt. Im Bett lag er und geträumt hatte er.
„Ein Glück!“, murmelte er. „Das mit dem Versprechen war nur ein Traum.“
Erleichtert blickte er zum Stuhl hinüber. Dort lag das neue T-Shirt, das Mama ihm am Abend dort hingelegt hatte. Es war kein Zaubershirt und es gefiel ihm jetzt schon sehr viel besser, denn es war nicht pink und auch nicht schimmelblau, und das war gut so.

© Elke Bräunling


Zauber-T-Shirt, Bildquelle © Alexas_Fotos/pixabay

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