Der Drachendrache
Märchen vom träumenden Drachen – Als der Drache aus dem Märchenbuch auf Reisen ging
Am Abend liest Papa Pia eine Geschichte vor von einem Drachen, der sich verirrt hatte und immer weiter und weiter am Himmel von einem fremden Land zum anderen flog und so die ganze Welt kennen lernte.
“Eine schöne Geschichte”, sagt Pia
Eine schöne Geschichte? Das findet der Märchendrache aus dem Buch überhaupt nicht.
“So ein Unsinn”, faucht er und am liebsten würde er ein paar Feuerstöße aus den Buchseiten pusten. “Echte Drachen sind doch nicht so doof und lassen sich an einer Schnur durch die Luft zerren. Echte Märchendrachen haben mit Fliegen nichts am Hut. Huaaachchch…”
Doch die Sache lässt ihm keine Ruhe mehr. Während Pia schläft, denkt der Märchenbuchdrache über das Fliegen nach.
“Naja”, brabbelt er schließlich, “fremde Länder kennen lernen wäre auch nicht schlecht. Man müsste sich nur von der Drachenschnur losreißen können. Hmhmhm! Gar nicht übel, diese Idee. Huachchch…”
Und er fauchte sein “Huachchch…” dieses Mal schon ein wenig leiser, denn er hat auf einmal eine Idee.
“Was”, brummelt er, “wenn ich aus dem Märchenbuch kletterte und mich in einen Flugdrachen verwandelte? Hier in diesem vergilbten Buch ist es mir sowieso etwas fade in letzter Zeit.”
Gedacht! Getan! Der Märchendrache klettert aus dem Buch und kriecht zu Pias Drach, der am Schrank lehnt, hinüber. Dort stemmt er sich auf die Hinterfüße und spricht einen Zauberspruch:
“Drachenblut und Feuerglut,
Himmelsfliegen wäre gut,
darum sag ich, eins, zwei, drei,
Drachenzauber, eil herbei!”
Schwups! Schon sitzt der Märchendrache in Pias Flugdrachen und wartet auf den neuen Tag. Mit diesem verzauberten Drachen geht Pia dann am nächsten Nachmittag zum Drachensteigen aufs Feld. Sie nimmt Anlauf, rennt über das Feld, lässt los, und – huiii – schon steigt der Drachen in die Lüfte.
Aber was ist das? Pia glaubt ihren Augen nicht zu trauen. Wie durch einen Zauber hat sich ihr Drache in der Luft in einen echten Märchendrachen verwandelt – ein Drache, der mit seinem Schwanz mächtige Flugbewegungen macht und Feuerstöße in den Himmel faucht.
Huch, grausig sieht der Kerl aus! Pia bekommt es mit der Angst zu tun. Vor Schreck lässt sie die Schnur los, und der Märchendrache schwebt nun frei zum Städtchen hinüber.
“Hilfe!”, schreit Pia. “Ein Drachendrache!”
“Oh”, heult ihre Freundin Katrin. “Wie grausig der aussieht!”
“Herrje!”, sagen die Leute. “Was ist das denn für ein Monster am Himmel?”
“Was soll der Unfug?”, polterte der Bürgermeister. “Wer oder was über meiner Stadt hinweg fliegt, bestimme immer noch ich!”
“Interessant, interessant”, rief der Biologieprofessor aufgeregt, der gerade aus dem Fenster der Universität blickt. Und er ruft gleich seine Kollegen an, die Polizei, den Flughafen und die Leute vom Institut für Paläontolgie. “Wir müssen diesen Drachen einfangen und untersuchen und im Museum ausstellen”, sagt er zu jedem ganz aufgeregt. “Eine Sensation ist das! Ein Wunder!”
Und alle Leute, die den Drachendrachen sehen, rufen ebenfalls: “Was für eine Sensation! Was für ein Wunder!”
Klar, alle versuchen nun, den Drachendrachen einzufangen.
Da bekommt es der Märchendrache mit der Angst zu tun. Waaaaas? Untersuchen will man ihn und in ein Museum stecken? Zum Angaffen? Was für ein Schreck!
“Nei-ein!”, ruft er laut. “Hi-hilfe! Ich rufe alle Ritter und Bauersleute zu Hilfe. Hilfeee!”
Während er noch schreit, bemerkt der Drache, dass er noch immer in Pias Märchenbuch sitzt. Erleichtert atmet er auf.
“Oh”, brummt er, “ich habe das alles nur geträumt. Was für ein Glück! Hach, ich bin doch kein Depp, der sich im Museum anstarren lässt!”
Und er beschließt, für alle Zeiten in diesem alten Märchenbuch, das schon Pias Großmutter gehört hat, zu bleiben. Und das ist auch gut so, denn was wäre ein Rittermärchen ohne seine Drachen?
© Elke Bräunling
Träumer, Bildquelle © pezibear/pixabay
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Hallo liebe Elke ,meine Senioren im Wohnheim für Menschen mit geistiger Behinderung lieben ihre Geschichten und ich freue mich über jeden Eintrag.Herbstliche Grüße von den im Herzen Junggebliebenen
Hallo, liebe im Herzen Junggebliebene!
Ich danke sehr für deinen/Ihren Besuch und die lieben Worte. Sie freuen mich sehr und “feuern” irgendwie auch immer wieder an, hier weiterzumachen. DANKE.
Liebe Grüße, auch und besonders an die Damen und Herren in Ihrem Wohnheim
Elke
PS: Gibt es eigentlich sog. Lieblingsthemen? Für Anregungen bin ich sehr empfänglich – und dankbar.
So schön!!! Der Drachendrache. Tolle Idee!