Ein Besuch im Herbst-Apfelbaum

Fantasiereise und Naturbeobachtung – Von der Blüte bis zur Ernte

Du liegst im Schatten des alten Apfelbaumes und blickst in die Baumkrone. Tief dunkles Schattengrün siehst du und Äpfel mit gelb-roten Wangen. Morgen ist Apfelernte. Du freust dich schon darauf. Du liebst Äpfel und Apfelkuchen und Bratäpfel.
„Dass der Sommer schon zu Ende ist?“, staunst du und wunderst dich.
Du schließt die Augen und träumst noch ein wenig vom Sommer.
„Hahahallo!“, rufen dir da helle Stimmchen zu. „Kannst du uns sehen? Wir sind’s, die Apfelblüten. Wir kriechen nun aus unseren Knospen und warten auf die Bienen und Hummeln und Käfer und Schmetterlinge.
„Ja, und schnupper mal. Riechst du es? Süß! Wir duften süß. Hmmm.“
Du schnupperst. „Hmmm.“
Und im Traum reist du ein paar Monate zurück in den Apfelbaum-Frühling.
„Hahahallo!“, rufen die hellen Stimmen wieder.
Du blickst auf und schaust in ein Meer zarter weiß-rosafarbener Apfelblüten.
Du willst sie bewundern, doch da rieseln die Blütenblätter bereits wie Schneeflöckchen zu Boden. Sie machen kleinen Apfelkindern, die an ihrer Stelle nun in den Ästen ‚wohnen’, Platz.
Du siehst sie genau. Fast von jedem Blütenplatz aus nickt dir ein grünes Apfelköpfchen zu.
Grün wird es im Baum. Es ist ein helles, frisches Grün. In Windeseile schmückt Laub die Äste mit ihrem hellen Grün. Hellgrün sind auch die runden Köpfe der Apfelkinder.
Das Grün wird dunkler, tiefer. Jeden Tag ein wenig mehr.
Es ist Sommer nun.
Ein fast unsichtbarer Goldschleier liegt an Sonnentagen über Blättern, Früchten und Ästen. In Mondnächten bedeckt sie ein Silberschal und bei Regen schmücken glitzernde Tropfenperlen die Spitzen der Blätter und Äste.
Du schaust den Äpfelchen beim Wachsen zu. Groß werden sie und größer.
Langsam, ganz langsam färben sich ihre Bäckchen ein bisschen gelb, ein bisschen rot. Jeden Tag ein wenig mehr. Im Licht der Sommersonne blinkern sie dir zu. Und manchmal, wenn du ganz genau hinschaust, meinst du, sie lachen dich an.
Ja, sie lieben ihr Leben und mögen Sonne und Regen, Tag und Nacht, Wolken und Himmelblau gleich gut leiden. Nur vor Sturm und Hagel haben sie Respekt. Vor dem Wind nehmen sich auch die Blätter in Acht. Manchmal packt er eines, reißt es von seinem Platz am Baum und wirbelt es durch die Luft.
„Zu früh!“, will das Blatt rufen. „Du bist zu früh!“
Zu früh? Schwer hängen die Äpfel nun im Baum und auch die Blätter fühlen sich nicht mehr so geschmeidig wie in den letzten Monaten. Eher trocken, kraftlos.
Der Herbst ist da.
Menschenhände sind auf einmal auch da. Vorsichtig pflücken sie die Früchte und legen sie in Körbe.
Hungrig picken Vögel in die letzten Apfelbäckchen und schmausen.
Hmmm. Lecker schmecken die Äpfel. Lecker, würzig, süß…
Und während sich alle über die Baumfrüchte freuen, trauern die Blätter ihren Apfelkindern hinterher. Darüber verlieren sie ihr leuchtendes Blattgrün. Jeden Tag mehr bemalt der Herbst sie mit bunten Tupfern.
Der grüne Sommerbaum hat sich in einen braunrotgelb farbenen Herbstbaum verwandelt.
„Bunt ist schön!“, rufst du. „Ich mag dein buntes Laubkleid, Apfelbaum!“
Da fällt ein Blatt herab. Es landet auf deiner Nase … und du wachst auf.
Nun blickst du wieder in dunkles Schattengrün, das geschmückt wird von gelb-rot-grünen Früchten.
„Bald“, rufst du in die Baumkrone hinauf, „wirst du ein bunter Baum sein. Das sieht sehr fröhlich aus.“
Du stehst auf, pflückst dir einen Apfel und beißt in die süße Frucht.
„Danke, Apfelbaum“, verabschiedest du dich. „Ich komme morgen wieder. Zur Apfelernte.“

© Elke Bräunling

Regina erzählt dir hier diese Fantasiereise. Hab Freude damit!

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Herbstapfelbaum, Bildquelle © RIO75/pixabay

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