Der Drache und die Ritter
Fröhliches Fastnachtsmärchen – Viele Jahrhunderte verschläft der alte Drache Fauchi in seiner Höhle. Das Dumme ist, wenn er aufwacht glaubt er, er habe nur ein Stündchen oder zwei geschlafen. Ja, und dann wundert er sich jedes Mal sehr. So auch heute, als er in der Faschingszeit ins Tal marschiert und viele seltsame Gestalten trifft
“Uaaah”, gähnte der Drache Fauchi und schüttelte sich den 700-Jahre-langen-Schlaf aus den Gliedern. “Das Schläfchen hat gut getan.”
Er fühlte sich putzmunter und fauchte vergnügt vor sich hin.
“Huacchh! Wie gut, dass ich meine Höhle habe!”
Dankbar blickte sich Fauchi um. Ein Glück, dass er diese Höhle entdeckt hatte. Eine Horde wilder Ritter war ihm nämlich auf den Fersen gewesen. ´Dieses Mal kriegen wir diesen gemeinen Drachen´, hatten sie gerufen und mit ihren Schwertern herumgefuchtelt.
“Da habe ich wirklich noch einmal Glück gehabt”, brummte Fauchi. “Aber jetzt muss ich an die frische Luft. Oder warten die vielleicht draußen noch auf mich?”
Vorsichtig linste er aus der Höhle. Dass er 700 Jahre verschlafen hatte, wusste er nicht. Für ihn war es wie eine Stunde gewesen.
“Drachenfett und Feuerglut!”, rief er fröhlich. “Sie sind weg.”
Er tanzte einen Drachentanz und fauchte kleine Feuerblitze in die Luft.
Auf einmal aber hielt er inne.
“Was ist das?”, fragte er und starrte entsetzt auf die Kabinenseilbahn, die über ihm bergaufwärts schwebte. “Eine neue Teufelsmaschine?”
Schnell wollte er sich wieder verstecken, doch da war das seltsame Blechding schon hinter den Baumwipfeln verschwunden.
Fauchi schüttelte sich und machte sich auf den Weg ins Tal. Da unten nämlich ging es hoch her.
Es donnerte und ballerte, und von weitem war Singen zu hören.
“Ein Gewitter?”, wunderte sich Fauchi. “Aber warum singen sie dabei auch noch?”
Fauchi kam aus dem Wundern nicht mehr heraus. Alles war heute so anders im Tal: Der Weg war breit und hart. Blechmonster brausten darauf an ihm vorbei und fauchten einen dunklen, stinkenden Qualm aus ihren Hinterteilen.
“Seltsame Kerle!” Fauchi bekam es mit der Angst zu tun. Die Blechkerle aber schienen ihn nicht zu sehen.
Vorsichtig schlich Fauchi zu den Bauernhöfen. Doch was war das? Die Höfe waren verschwunden. An ihrer Stelle standen Häuser, große und kleine, unzählig viele. Und rings um diese Steinriesen herrschte ein Höllenlärm.
“Was hat das zu bedeuten?”
Neugierig tapste Fauchi weiter. Er musste wissen, was los war. Unbedingt.
Und da sah er sie: Ritter und Räuber, Hexen und Zauberer, Gespenster und Narren, kleine Kerle mit großen Hüten und Knalldingern in den Händen, bunte Grinsgesichter und Rothäute, die kriegerisch heulten. Singend und lärmend zog diese Menge auf ihn zu.
Es war ein Schreckenslärm! Es knallte, pfiff, zischte, heulte, johlte, dröhnte, bollerte und schepperte ringsum. Und immer wieder sangen diese kleinen Ungeheuer ihr Schmählied. Laut und lauter:
“Fasching ist heute. Macht mit, ihr Leute! Den Winter treibt aus! Die Geister jagt raus! Sie sind unsre Beute, denn Fasching ist heute.”
“Hi-hi-hilfe”, stotterte Fauchi, “d-d-da sind sie wieder, die Ritter und Räuber. Sie haben sich Verstärkung geholt. Oh, was für Schreckensgestalten! Und dieser Lärm! Zu Hilfe! Sie sind hinter mir her.”
Wie von hundert und mehr Teufeln gehetzt jagte er zu seiner Höhle zurück.
“Nein, nein”, jappte er, “mich kriegt ihr nicht!”
Keuchend und schnaufend setzte er sich in die hinterste Höhlenecke und dachte nach. Irgendetwas war anders als sonst.
Fauchi dachte an die Ritter, die damals hinter ihm her gewesen waren. Viel größer waren die gewesen als jene singenden Schreckensgestalten im Tal. Warum waren die auf einmal so klein? Seltsam!
“Aha”, meinte er schließlich. “Sie schrumpfen. Meine Feinde, sie werden immer kleiner. Ich muss nur noch ein wenig warten. Außerdem bin ich müde.”
Er rollte sich in seiner Ecke zusammen und schnarchte los.
Na ja, vielleicht ist dann nicht gerade Kinderstraßenfasching, wenn er nächstes Mal so in etwa 700 Jahren wieder einmal aufwachen wird.
© Elke Bräunling
Der Drache Fauchi, Bildquelle © cocoparisienne/pixabay
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sehr schön,
Jeanny Friederich-Schmit