Kleiner Igel auf Futtersuche
Igelgeschichte im Herbst – Heute ist der Igel satt und da muss keiner neidisch sein
Endlich konnte sich der kleine Igel wieder einmal so richtig fein sattessen. Nachdem er im Wald nämlich vergeblich nach Futter gesucht hatte, war er am Abend in einen Menschengarten geschlüpft. Dort hatte er in den Gemüsebeeten und zwischen den Salatköpfen viele leckere Schnecken zum Verspeisen gefunden. Was für ein Glück! Es war nämlich Herbst geworden und bald würden die kalten Tage kommen. Bis dahin musste sein magerer Igelbauch noch mächtig wachsen. Fit musste er sein für die Zeit des langen Winterschlafes.
Als nun der Morgen kam, war er zum ersten Mal seit vielen Tagen wieder einmal so richtig satt.
„Ah! Das tut gut!“, sagte er und blinzelte den ersten Sonnenstrahlen zu. „Ein satter Bauch macht zufrieden. Oh ja, sehr zufrieden bin ich.“
„Satt?“, schnurrte die alte Katze, die gerade von ihrem nächtlichen Ausflug zurückkehrte. „Das klingt gut. Das … Das macht mich gerade neidisch. Mir knurrt der Magen. Jagdglück hatte ich im Gegensatz zu dir nämlich keines.“
„Was ist ,neidisch’?“, fragte der kleine Igel.
Die Katze verzog das Gesicht zu einer Grimasse und der kleine Igel könnte nicht erkennen, ob sie nun lachen oder weinen wollte. Dieses ,neidisch’ schien kein nettes Wort zu sein.
„Neidisch ist eine wenig schöne Angewohnheit der Menschen“, erklärte die Katze da. „Bei ihnen höre ich manchmal davon. Es ist, wenn man etwas haben möchte, was einem anderen gehört oder was ein anderer gefunden hat. Man ärgert sich auch dabei. Manchmal ist man dabei auch ein bisschen traurig.“
Das verstand der kleine Igel nun nicht.
„Und?“, fragte er wieder. „Du willst also meinen satten Bauch haben? Bist du deswegen gerade ein bisschen wütend oder traurig oder beides? Sag, möchtest du vielleicht auch ein paar Schnecken fressen?“
Da musste die Katze lachen. „Siehst du, so ist das mit dem Neid. Man verhält sich dumm und will Sachen haben, die man gar nicht brauchen kann. Nur weil ein anderer daran eine Freude hat.“ Sie kicherte. „Nein danke. Mit Schnecken habe ich nichts am Hut.“
Was war ein Hut? Der kleine Igel wunderte sich schon wieder, aber er mochte die Katze danach nicht auch noch fragen. Am Ende würde sie denken, Igel seien dumm. Und wer wollte so etwas schon zugeben wollen? Aber über diese Sache mit dem Neid würde er nachdenken, jetzt gleich, wenn er zu einem Schläfchen bis zum nächsten Abend in seinem Schlafplatz unter dem Holzstapel lag.
© Elke Bräunling
Hier kannst du dir diese Geschichte anhören. Regina Meier zu Verl erzählt sie dir
Igelhunger, Bildquelle © 1195798/pixabay