Ein Schreck für Ada, das kleine Gespenst

Fröhliche Gutenachtgeschichte mit einem ängstlichen Gespenst – Auch Gespenster können sich manchmal mächtig fürchten

„Du bist noch zu klein, um gruselgrausig herumzugespenstern“, sagte der Gespensterpapa zu Ada, dem kleinen Gespenst. Weil er das aber oft schon gesagt hatte und weil ihre älteren Geschwister so tolle Spaßgeschichten von ihren Geistertouren heimbrachten, wollte Ada auch einmal eine Gruselnacht erleben.
Am nächsten Abend schlich sie sich heimlich aus dem Geisterkeller und folgte ihren Geschwistern, die heulend und sirrend durch die Lüfte flogen und eins nach dem anderen in Häusern, Burgen und Schlössern verschwanden. Endlich fand auch Ada ein Haus mit vielen Fenstern. Leise glitt sie auf ein Fensterbrett und schwebte mit einem Zauberspruch – sise, plise, pling- in das Zimmer. Neugierig sah es sich dort um. So also sahen Menschenzimmer aus!
Ada, das kleine Gespenstermädchen, strich staunend über Tische, Stühle, Schränke, Regale, Betten und andere fremde Sachen, die sie noch nie gesehen hatte. Spannend war das. Immer wieder gab es etwas Neues zu sehen.
Aber Halt! Was war das?
Im Badezimmer stand am anderen Ende des Raumes ein seltsam glitzerndes Ding. Toll sah das aus, doch auf einmal bekam Ada einen mächtigen Schrecken. Aus dem Glitzerding kam ihr ein weißer grausiger Kerl mit glühend roten Augen entgegen. Nah und näher glitt er auf sie zu, und im Mondenschein, der durch das Fenster ins Zimmer strahlte, sah Ada, dass ihr der fremde grausige Kerl drohend beide Arme entgegenstreckte. Es sah aus, als wolle er sich sogleich auf sie stürzen, sie packen und wegschleppen. Jetzt riss er auch noch den grell gelben Mund auf!
„Uih!“, schrie das kleine Gespenstermädchen Ada, und vor lauter Furcht riss sie den Mund weit und weiter auf. Auch das fremde Wesen öffnete seinen grausigen Schlund weit und immer weiter.
„Hilfe! Ich mag nicht aufgefressen werden“, schrie Ada. „Mama! Papa! Wo seid ihr?“
Die Eltern aber waren weit weg, und weil der böse fremde Kerl stehen geblieben war, wagte es Ada, einen Schritt nach den anderen rückwärts zu gehen zum rettenden Fenster. Aber was war das? Auch der fremde Kerl zog sich Schritt für Schritt zurück. Es war, als fürchtete er sich genauso sehr. Komisch.
Mutig geworden rief Ada frech: „Höhö! Du hast ja Angst vor mir. Höhö! Wetten, dass ich stärker bin als du?“
Auch der fremde Kerl bewegte seine Lippen, schien etwas sagen zu wollen, doch kein Laut war zu hören.  Seltsam! Mutig nun nahm Ada Anlauf und raste auf den Feind zu. Peng! knallte sie mit dem Kopf gegen diese komisch glitzernde Wand!
„Aua!“ Ada sah sich verwundert um.
Der unheimliche Fremdling war verschwunden. Oder?
Ada schüttelte sich, rieb sich den schmerzenden Kopf und starrte das Glitzerding an der Wand an. Und was sah sie da? Das fremde, böse Wesen stand genau vor ihr, und jetzt sah es noch viel unheimlicher aus mit der dicken, roten Beule, die es am Kopf hatte. Und es rieb sich am Kopf! Genau wie sie.
Ada bekam es noch mehr mit der Angst zu tun. Sie zitterte wie Espenlaub und schwankte hin und her. Und auch der böse Kerl zitterte und schwankte hin und her.
„N-n-n-nein!“, schrie Ada da und jagte davon wie von tausend und mehr Geistern verfolgt. „Ich bin wirklich noch zu klein zum Spuken!“
So schnell sie konnte, raste sie durch die Lüfte zu ihrer Familie zurück. Dass sie sich vor sich selbst gegraust und mit einem Spiegel gekämpft hatte, das erfuhr Ada erst viele Jahre später.

© Elke Bräunling

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Bildquelle © Tama66/pixabay

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