Der kleine Frieden und die Silvesternacht
Fröhliche Silvestergeschichte für Kinder – Warum war diese Nacht so laut?
„Huch!“ Der kleine Frieden war sehr aufgeregt. Ringsum knallte und ballerte es und bunte Feuerfunken stoben in den Himmel.
„Ist meine Zeit vorbei?“, rief er ängstlich. „Schießen sie wieder, die Menschen?“
Voller Angst versteckte er sich in den Zweigen der großen Weihnachtstanne vor dem Rathaus.
Hier hatten sich viele Menschen versammelt, große und kleine. Viele schauten begeistert in den Himmel und riefen „Hui!“ oder „Aaah!“, andere hielten sich die Ohren zu, besonders die Kinder.
„Leute, warum macht ihr das?“, fragte der kleine Frieden so leise, dass man ihn kaum hören konnte.
„Es ist Tradition!“, antwortete dennoch eine feine Stimme von Irgendwoher aus dem Dunkel heraus.
„Tradition? Was ist das?“, fragte der kleine Frieden. „Ich kenne dieses Wort nicht. Wenn es etwas mit dieser bösen Knallerei zu tun hat, ist es kein gutes Wort. Kein friedliches.“
Vergebens lauschte er auf eine Antwort. Er konnte gerade aber nichts hören, denn gleich drei dieses lauten Knalldinger hatten sich genau über der Weihnachtstanne entladen. Nun rieselten viele kleine Papierfetzen wie Schnee vom Himmel. Stinkender Schnee.
Am liebsten wäre der kleine Frieden weggelaufen – weit weg. Aber er wusste, dass die Menschen ihn brauchten und er wollte sie nicht im Stich lassen, auch wenn ihm diese furchterregend laute Tradition gar nicht gefiel und ihn auch ängstigte. Und Angst war kein gutes Gefühl!
„Angst tut mir nicht gut“, erinnerte sich der kleine Frieden. „Sie schadet mir, dem kleinen Frieden, denn wer sich fürchtet, verliert zuweilen den Kopf und tut oft törichte Dinge, die sich nur schwer wieder gut machen lassen. Ich darf also keine Angst haben.“
Er schüttelte sich tüchtig, um diese bösen Angstgefühle von sich wegzuschleudern. Dann machte er sich daran, seinen Platz zwischen den Tannenzweigen zu verlassen. Er musste sich diesem lauten Bösen zeigen. Mutig wie ein richtiger großer Frieden.
In dem Augenblick kroch der Zeiger der großen Rathausuhr auf die Zwölf und noch mehr Raketen stiegen himmelwärts. Es knallte und zischte und ballerte und der Himmel leuchtete in den tollsten Farben. Wie schön sah aus! Wunderschön!
“Ja, wunderschön!”, murmelte der kleine Frieden.
Und die Menschen riefen laut und fröhlich: „Prosit Neujahr!“
Sie umarmten einander und wünschten sich Glück für das neue Jahr.
„Prosit Neujahr?“ Der kleine Frieden staunte. Was bedeutete das nun wieder?
Den Menschen freuten sich. Sehr sogar. Aber warum? War dies wohl so etwas wie eine friedliche Schlacht? Gut! Gut.
Er verstand es nicht, Furcht aber empfand er nun keine mehr.
Wieder riefen die Leute ringsum fröhlich: „Prosit Neujahr!“
Der kleine Frieden nickte. „Ja! Prosit Neujahr! Ja! Ja!”, rief er, so laut er konnte. Und „Frieden auf Erden!“
© Elke Bräunling
Wunderkerzen, Bildquelle © Pexels/pixabay