Kleine Waldmaus, wo bist du?

Tiermärchen – Als die Waldtiere die kleine Waldmaus suchten und sich Sorgen machten

“Kleine Waldmaus, wo bist du?”
Laut hallte der Ruf durch den Wald und mit einem Mal war nichts mehr so wie sonst.
Was war mit der kleinen Maus passiert? War sie verschwunden? Und wer hatte da gerufen?
Die Waldtiere waren erschrocken. Ganz besonders ihre beiden besten Freunde, der Igel und das Eichhörnchen. Es wird ihrer Freundin doch nichts zugestoßen sein?
“Heute Nacht habe ich sie getroffen”, sagte der kleine Igel. “Wir waren auf der Waldlichtung bei den tanzenden Glühwürmchen. Die kleine Maus wollte unbedingt auch tanzen lernen und wir haben das dann auch gleich probiert.” Er kicherte. “Ko-ho-homisch war das und sehr ko-ho-homisch hat es auch ausgesehen. Was haben wir gelacht!”
“Das habe ich gehört?”, rief das kleine Eichhörnchen. “Aufgeweckt habt ihr mich. Und – hoho – er hat wirklich sehr komisch ausgesehen, euer Tanz.”
“Und dann?”, fragte eines der Waldtiere das Eichhörnchen. “Was hast du noch gesehen?”
“Dann ist die kleine Maus zur Waldwiese gelaufen. Und der Igel, der hat weiter getanzt. Und ich sage euch, das hat noch komischer ausgesehen. Hihihi.”
“Pah! Ich bin nicht komisch. Und das mit dem Tanz mit mir alleine, das hast du geträumt. Hörst du, Eichhorn?” Der kleine Igel war so gekränkt, dass er für einen Moment die Sorge um die kleine Waldmaus vergessen hatte.
“Was hat die kleine Waldmaus dann gemacht?”, fragte wieder eines der Waldtiere.
“Zum großen weißen Stein hat sie uns gerufen”, erzählte eine der Wiesenmäuse und eine andere erklärte:
“Sie wollte, dass wir Wald- und Wiesenmäuse auch einen Tanz üben sollten, um es mit den Glühwürmchen gleich zu tun. Hihihi. Ist das nicht komisch? Fast totgelacht haben wir uns über diese Idee.”
Zum lachen komisch? Ja, das fanden alle Tiere und alle lachten nun. “Hihihi.”
Nur einer mochte nicht lachen. Es war der kleine Igel.
“Ich mache mir große Sorgen”, sagte er. “Und Sorgen sind nicht zum Lachen.” Er trippelte zu den Wiesenmäusen hinüber und fragte: “Und habt ihr dann mit der kleinen Maus getanzt?”
Die Wiesenmaus schüttelte den Kopf. “Nein”, antwortete sie. “Sie hat geschimpft und gesagt, ‘so gut wie mein bester Freund, der Igel, könnt ihr sowieso nie tanzen’. Dann ist zurück in den Wald gelaufen.”
“Und wo steckt sie nun?”, rief das Eichhörnchen.
“Ja, wo steckt die Maus?”, sorgte sich der Igel.
“Hallo, kleine Waldmaus! Wo bist du?”, riefen die Waldtiere wieder.
“Hier”, sagte die kleine Waldmaus. “Ich bin hier.”
“Und wo warst du?”
“In der Mausehöhle. Ich habe geschlafen. Ich schlafe immer, wenn ich von meinen Ausflügen zurückkehre”, antwortete die kleine Maus. Sie rieb sich die Äuglein, denn so ganz wach fühlte sie sich noch nicht. “Alle Tiere und Menschen müssen schlafen. Das weiß doch jeder hier im Wald. Aber sagt, warum ruft ihr so laut nach mir?”
Ja, warum? So recht mit der Sprache herausrücken wollte nun aber doch keiner.
“Ach, nur so!”, murmelte der Igel. “Wir haben uns Sorgen gemacht. Aber du hast recht. Jedes Tier muss schlafen und ich bin gerade so müde. Ich muss mich nun doch gleich ein bisschen ausruhen.” Und schon war er davon marschiert.
“Ich auch”, sagte das Eichhörnchen und machte einen Hüpfer in die Baumkrone hinauf. “Die Nacht ist etwas kurz gewesen.”
“Wir auch! Oh, was sind wir müde”, riefen die Mäuse und – wusch- waren sie verschwunden.
Auch die anderen Waldtiere hatten sich längst davongemacht.
So stand die kleine Waldmaus nun alleine da und wunderte sich. Sorgen hatten sie sich gemacht? Warum? Und überhaupt: Was sind Sorgen?
“Vielleicht ist es nur ein Traum?”, murmelte sie. “Ein ko-ho-homischer Traum.”
Und weil sie sich irgendwie auch noch müde fühlte, ging sie zurück in die Mausehöhle, um diesen komischen Traum noch ein bisschen weiter zu träumen.
Es war wieder still geworden im Wald. Nur von weitem noch hallte ein leises “Kleine Waldmaus, wo bist du?” herüber. Es war die Stimme des Kindes, das nun auf der Wiese bei den Menschengärten nach der kleinen Waldmaus suchte.

© Elke Bräunling

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Kleine Maus, Bildquelle © Michael_Luenen/pixabay

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