Fußballer joggen auch

Kindergeschichte zum Sport – Schade, dass Opa keinen Spaß an Fußballspielen hat

„Alle Männer lieben Fußball“, sagte Oma. Sie machte eine kleine Pause und sah zu Opa hinüber, der am Tisch saß und auf seinen Tabletcomputer eintippte. „Na ja, fast alle“, sagte sie dann und grinste.
Opa grinste auch. Nur Pia und Pit fanden das nicht komisch. Sie nämlich liebten Fußball über alles und sie liebten auch Opa über alles. Und zu gerne würden sie sich zusammen mit Opa Fußballspiele ansehen. Bald nun begann die Weltmeisterschaft und alle in der Schule schauten sich die Spiele der Nationalmannschaft mit ihren Eltern oder Großeltern an. Nur Pia und Pit hatten niemanden. Sie wohnten nämlich für ein Jahr bei den Großeltern, während ihre Eltern für ihre Firma in Kanada arbeiteten und nicht vor Herbst zurückkommen würden. Sie hatten nur Opa, und der machte sich nichts aus Fußball. Aber auch gar nichts. Nie ging er mit ihnen zum Fußballplatz. Er hatte auch keine Lust, sich im Fernseher ein Fußballspiel anzusehen. Noch weniger Bock hatte er, mit Pia und Pit zum Public Viewing zu gehen. Dabei soll das doch so spannend sein. Und cool.
„Wenn Papa nur da wäre“, sagte Pit mit einem tiefen Seufzer und einem bedeutsamen Blick zu Opa hinüber. „Bestimmt würde er sich jedes Spiel mit uns ansehen.“
„Bestimmt nicht“, murmelte Opa. „Euer Vater hat sich nie ein Fußballspiel angesehen, als er in eurem Alter war. Er liebte Tennis.“
„Und Mama?“
„Reiten“, antwortete Oma.
„Und welcher Sport war dein Lieblingssport?“, fragte Pit Opa.
Der duckte sich ein wenig, dann sagte er vorsichtig: „Schach. Als ich so alt war wie ihr, habe ich am liebsten Schach gespielt.“
„Das ist doch kein Sport!“ Pia schmollte.
„Aber klar. Schach ist Denksport. Oder was dachtest du?“
„Och. Ich meine einen Sport mit Rennen oder Laufen oder einem Ball oder so.“
„Sport ist Mord“, murmelte Opa und Oma grinste wieder.
„Ihr meint eine Sportart, bei der man nicht faul auf dem Sofa sitzt, sondern sich tüchtig anstrengen muss?“, fragte sie.
Pia und Pit nickten. „Anstrengen und schwitzen“, sagte Pia.
„Zählt Joggen?“
„Aber ja. Fußballer joggen auch. Für die Kondition.“
„Beim Joggen haben wir uns damals kennen gelernt, euer Großvater und ich“, sagte Oma da. „Ach, das war vielleicht romantisch.“
„Verschwitzt romantisch“, kicherte Opa.
„Toll!“, rief Pia. „Dann hast du ja doch Sport gemacht.“
„Klar“, antwortete Opa. „Dachtest du, Schachspieler brauchen keine Kondition? Äh, übrigens, ich jogge auch heute noch. Manchmal.“
„Ich auch“, sagte Oma. „Und im Gegensatz zu eurem Vater und eurem Großvater habe ich früher Fußball gespielt. In einer Damenmannschaft. Und wenn ihr mich nun fragt: Ja, ich liebe Fußball noch heute. Aber mich fragt ja keiner.“ Sie lachte. „Und nun guckt nicht so verdutzt. Sagt mir lieber, ob ihr morgen mit mir zum Public Viewing am Stadtplatz gehen und euch das Länderspiel angucken mögt. Opa kann ja auch mitkommen, wenn er Lust dazu hat.“
Wollt ihr wissen, wie laut Pia und Pit da gejubelt hatten?

© Elke Bräunling


Vom Joggen, Bildquelle © MabelAmber/pixabay

 

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